Ein Blog aus Hamburg über Hamburg. Eine humorvolle Betrachtung des alltäglichen Treibens. Es geht um die Menschen und die Ereignisse in der Hansestadt. Die komischen Menschen und die komischen Ereignisse. Kleine Ereignisse in der großen Stadt. Leise Töne in einer lauten Umgebung. Amüsant, unterhaltend, manchmal wirr. Eben 'Tüdelkram from Hamburg'.



22. Juli 2013

Blumen, Bäume und Bargeld

Am vergangenen Samstag habe ich mir mal ein durchaus oft diskutiertes Projekt der Hansestadt aus der Nähe angesehen.
Aber nicht etwa die Baustelle der Elbphilharmonie oder eine Table-Dance-Bar...nein, ich war bei der IGS, der Internationalen Gartenschau in Hamburg-Wilhelmsburg.



Ich muss gleich vorweg erwähnen, dass ich mit Pflanzen und Blumen eigentlich sehr wenig am Hut habe. Und das ist noch übertrieben. In meiner eigenen Wohnung gibt es genau eine einzige Pflanze und ich habe keine Ahnung, was das für eine ist. Sie stellt jedoch keine Fragen und benötigt wenig Pflege, deshalb halte ich es ganz gut mit ihr aus. Außerdem habe ich Heuschnupfen, wodurch ich der gesamten Flora für gewöhnlich eher skeptisch gegenüber stehe.
Es drängt sich also die Frage auf, warum ich mich trotzdem bei kuscheligen 28 Grad in die Mitte einer Vielzahl von bunten Blättern und Blüten begeben habe. Das war natürlich nicht meine Idee, sondern die einer Verwandten.
Hierzu muss ich etwas weiter ausholen: wir befinden uns im Februar des Jahres 2013 und meine einzig verbliebene Oma feiert ihren 90. Geburtstag. Allerdings kein "Dinner for One", sondern eine richtig große Feier in einer schicken Lokalität am Elbstrand. Natürlich nicht in der "Strandperle", sondern etwas gediegener. Aber auch schön. Wie auch immer: aus allen Teilen des Landes und sogar aus dem Ausland reiste die buckelige Verwandtschaft zu diesem außerordentlichen Ereignis an. Und auch meine beiden Brüder und ich waren uns der Tragweite dieser Begebenheit bewusst, so dass wir uns den Kopf über ein angemessenes Geschenk zerbrachen. An dieser Stelle muss man noch wissen, dass meine Brüder und ich nicht gerade Bilderbuch-Enkel sind. Denn obwohl meine Oma nun schon seit ein paar Jahren in der gleichen Stadt lebt, halten sich persönliche Treffen in einem sehr überschaubaren Rahmen. Aus diesem Grunde wurde die Geschenkidee des mittleren Bruders ziemlich schnell genehmigt und wir verschenkten das Kostbarste, was wir zu bieten haben: Zeit. Genauer gesagt ein Tag zusammen mit uns in der schönsten Stadt der Welt. Die genauen Details durfte sich Großmütterchen aussuchen. Tja, und so kam es also, dass ich meinen Samstag im aufblühenden Wilhelmsburg verbrachte.

Zur besten Frühstückszeit um 12 Uhr trafen wir uns im Anwesen der Oma zum Mittagessen. Aus gesundheitlichen Gründen war einer meiner Brüder verhindert, so dass wir uns nur zu dritt aber gut gestärkt mit dem Auto in Richtung Süden auf den Weg machten, immer dem Geruch der Rosen nach. Hier gleich ein erstes Lob für die IGS, denn die Veranstaltung ist wirklich großflächig und gut ausgeschildert. Unser Navi war fast überflüssig. Trotzdem verpassten wir den recht gut versteckten Parkplatz am Nordeingang und mussten eine Extrarunde drehen. Wir bekamen dann einen ersten Eindruck vom Kritikpunkt Nummer eins, den Preisen. Drei Stunden parken wurde für 5,- Euro angeboten, der ganze Tag schlug mit 10,- Euro zu Buche. Während ich noch überlegte, wer denn bitte schön die komplette Tour in weniger als drei Stunden schafft, wanderte also der erste Zehner des Tages in eine fremde Tasche.
Nur wenige Minuten später ging es wieder um Geld, denn wir erreichten den Eingang. Offiziell sollte der Spaß 21,- Euro pro Kopf kosten, doch wir hatten einige Reserven in petto. Zum einen hatten wir eine Seniorin am Start, außerdem erfuhren wir von einer Ermäßigung für Großmütter in Begleitung der Enkelkinder. Wir rechneten uns also einige Chancen für eine kleine Ersparnis aus. Doch allesamt wurden mit einem, wie ich finde, etwas gehässigen Lachen der Kassiererin abgeschmettert. Senioren wird generell überhaupt kein Preisnachlass gewährt und der "Großmutter-Enkel-Rabatt" gilt nur bei Enkeln bis maximal 17 Jahre. Was für ein Quatsch. Und fast noch unsinniger fand ich dann den Grund, für den wir letztlich doch eine Minderung erwirkten: ADAC-Mitglieder sparen nicht ganz 1,- Euro pro Karte (gilt für alle Karten, nicht nur die eigene). Na immerhin. Das erste Getränk war zur Hälfte bezahlt.

Da wir unser Marschgepäck nun schon etwas verringert hatten, betraten wir beschwingt das Gelände der IGS. Und der erste Eindruck war durchaus positiv. Die Organisatoren hatten sich offenbar mächtig ins Zeug gelegt, alles war nett anzusehen und an jeder Ecke gab es größere und kleinere Sehenswürdigkeiten. Nicht nur Blumen, Bäume und Sträucher. Im Grunde ist das ganze Gelände in verschiedene Themenbereiche unterteilt. Von der "Welt der Häfen" über "Welt der Religionen" bis hin zu "Welt der Kontinente" gab es an jeder Ecke verschiedene, museumsgleiche Ausstellungen mit dazu passender Bepflanzung zu bewundern. An dieser Stelle gleich mal ein paar Fotos zur besseren Veranschaulichung:


NDR-Bühne nebst Bäumen
Blick aus der Monorail

Bambus an Blumen

überwiegend gelbe Blumen

bunte Blumen
Die im zweiten Bild erwähnte Monorail ist, wie der Name schon sagt, eine Einschienenbahn, die fast das komplette IGS-Gelände umrundet. Es gibt insgesamt drei Haltestellen, um die herum kleine Ausstellungszentren angelegt sind. Insbesondere bei gefühlten 30 Grad im Schatten macht die Benutzung der Monorail Sinn. Außerdem erzählt, passender Weise, die neue U-Bahn-Stimme von Anke Harnack während der Fahrt einige durchaus interessante Informationen zur Ausstellung im Allgemeinen, sowie einzelnen Abschnitten im Detail. Aber auch diesen Spaß gibt es nicht umsonst. Satte 7,50 Euro kostet diese Reise pro Person. Zwar kann man an allen Stationen aus- und wieder einsteigen, aber nach einer Runde von insgesamt knapp drei Kilometern ist Schluss. Lobend muss erwähnt werden, dass alle Stationen barrierefrei angelegt sind und jeweils die letzten Wagons für Rollstühle, Rollatoren oder andere, größere Gefährte ausgebaut sind. Weiterhin gibt es nur geringe Wartezeiten, da insgesamt acht verschiedene Bahnen auf der Strecke unterwegs sind.

In jedem der bereits erwähnten Zentren gibt es große...ach was sage ich...riesige Zelte, die der Verpflegung gewidmet sind. Sitzplätze drinnen und draußen sind im Überfluss vorhanden (man merkt, dass die Veranstalter mit einigen Gästen mehr gerechnet hatten). Von Kaffee und Kuchen, über alkoholische und nicht-alkoholische Kaltgetränke bis hin zu Eis und herzhaften Speisen ist hier eigentlich alles käuflich zu erwerben. Wir entschieden uns für einen Eis-Becher mit drei Kugeln und Sahne für Oma, sowie eine kleine Cola und einen halben Liter Apfelschorle für die durstigen Enkel. Alles zusammen etwas über 12,- Euro. Auch nicht schlecht.

Neben der bunten Pflanzenvielfalt sorgten auch andere Dinge für Erheiterung, wie die beiden folgenden Bilder zeigen:

Auf dem Foto soll Herr Siegmund 20 Jahre alt sein...

Ein Frauenschlagring. Gruß an Wilhelmsburg?
Letztlich hielten wir uns gute sechs Stunden bei der IGS auf und auch wenn ich selbst von einem Hobby-Botaniker so weit entfernt bin wie der Mond von der Erde, muss ich sagen, dass es ein wirklicher schöner Tag war. Nicht nur, weil die Oma glücklich war, sondern weil es in der Tat eine nette Ausstellung ist. Mir persönlich gefiel übrigens die "Welt der Häfen" am besten. Hier wurden Themen wie Seide, Handel, Hafenstädte und sogar die Beatles behandelt.

Allerdings muss ich auch die allgemeine Kritik an den Preisen bestätigen und nochmals thematisieren. Mit drei Personen hatten wir zusammen gute 115,- Euro ausgegeben (wir gönnten uns noch eine zweite Getränke-Pause). Rechnet man das hoch auf eine vier- oder fünfköpfige Familie, die womöglich noch zu Mittag speist und den kleinen Rackern zwischendurch ein Eis oder ähnliches spendiert, dann kommt da ein ganz ordentliches Sümmchen zusammen.
Den Besuchern empfehle ich daher die Versorgung durch Getränke und Lebensmittel möglichst selbst zu organisieren. Und den Betreibern empfehle ich noch mal über die Preise nachzudenken. Das würde nicht nur ein paar mehr Gäste anlocken, sondern den ein oder anderen sicherlich auch zu einem zweiten Besuch ermutigen. Außerdem kann man davon ausgehen, dass sich bei der aktuellen Preislage kaum ein Nicht-Botaniker zur IGS verirrt. Auch ich wäre "freiwillig" niemals dorthin gegangen. Und das wäre im Nachhinein betrachtet echt schade gewesen.
Also, liebe igs 2013 GmbH, zeigt doch einfach ein Herz für die schmalen Geldbeutel.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für Dein Interesse!
Hier kannst Du Deine Meinung zum Thema, dem Post oder Blog los werden. Ich freue mich über jede Art von Feedback, also bitte keine Hemmungen. Aber immer schön freundlich bleiben...