Ich habe es bereits angedeutet und es ist ja auch kein großes Geheimnis: der Hamburger Dom ist das größte Volksfest Norddeutschlands sowie gleichzeitig das längste Volksfest der gesamten Republik.
Dreimal im Jahr zieht es Schausteller, fliegende Händler und Würstchenbruzzler für jeweils vier Wochen am Stück auf das Heiligengeistfeld in Hamburg St.Pauli. Manch ein Hamburger bekommt den neuerlichen Start dieses Festes nur dadurch mit, dass plötzlich die Glacischausse gesperrt ist (wird regelmäßig als Parkplatz eingerichtet) oder weil er freitags um 22:30 Uhr auf Grund des traditionellen und weit hörbaren Feuerwerks verschreckt vom heimischen Sofa plumpst.
Foto: bildarchiv-hamburg.de |
Eine vielfältige Palette von Fragen tut sich in Verbindung mit dem DOM auf:
- wo genau kommt eigentlich das Stammpublikum des Autoscooters her und wo treibt es sich tagsüber rum?
- gibt es noch andere Volksfeste, auf denen an bestimmten Verkaufsständen ausschließlich saure Gurken angeboten werden?- hat wirklich schon mal jemand an einer der Los-Buden ein Los gekauft mit dem Ziel: "Ja, ich will einen dieser riesigen, unhandlichen Plüsch-Teddybären gewinnen und mit nach Hause schleppen."?
- werden Fahrgeschäft-Ansager, die ihren Job schlecht machen, als DJ in Dorfdiscos abgeschoben...oder ist es umgekehrt?
So sehr mich die vorangegangenen Beispielfragen auch interessieren, kümmere ich mich heute jedoch nur um ein einziges, anderes Rätsel: warum heißt der DOM eigentlich DOM?
Hierzu gehen wir sehr weit zurück in der Geschichte, nämlich bis ins 11. Jahrhundert. Während in anderen Teilen der Welt gerade der erste Kreuzzug begann, die Rakete erfunden oder England von den Normannen erobert wurde, trug es sich in Hamburg zu, dass verschiedene Händler, Handwerker und Schausteller stets zur Weihnachtszeit am Hamburger Mariendom zusammen kamen und dort ihre Waren, Kunststücke oder anderen Kuriositäten darboten. Der Mariendom stand seinerzeit in der Nähe der noch heute existierenden Petrikirche am Speersort, also hinter der Mönckebergstraße und in der Nähe des Rathauses (welches allerdings erst ein paar hundert Jahre später errichtet wurde).
Zum weiteren Verlauf dieses Jahrmarktes sowie zum Schicksal des Mariendoms könnte man langatmige und wenig vergnügliche Abhandlungen verfassen. Teilweise wurde das auch bereits erledigt. Ich versuche das jetzt mal einigermaßen kurz und leicht verständlich zu erörtern:
der Mariendom muss als eine Art Fremdkörper in der Kirchenlandschaft Hamburgs verstanden werden. Denn wie die Bezeichnung "Dom" schon sagt, war er katholischer Natur. Mit der Reformation im Jahre 1529 wurde Hamburg aber überwiegend evangelisch-lutherisch. Somit verstand sich der Mariendom also fortan als eine Art Enklave für auswärtige Mächte, die dazu auch noch dem Erzbistum einer westlich von Hamburg gelegenen Stadt an der Weser, die hier nicht namentlich erwähnt werden will, unterstand. Im Jahre 1803 kam es dann zum Reichsdeputationshauptschluss, über den man ganz gewiss auch ein komplettes Buch schreiben könnte. Wichtig an dieser Stelle ist aber lediglich, dass dadurch der Mariendom voll und ganz an Hamburg überging. Da man aber in der Hansestadt, wie bereits angedeutet, nicht allzu viel mit diesem Gebäude anzufangen wusste, entschloss man sich im Jahre 1804 dazu, das ganze Ding einfach abzureißen und die Einzelteile als günstiges Baumaterial weiter zu verwerten.
Doch nun standen sie da, unsere Gaukler und Quacksalber, und wussten nicht wohin. Sie zogen also gezwungener Maßen durch die Stadtteile und setzten ihre Marktaktivitäten an unterschiedlichen Orten fort. Das einzige, was blieb, war der Name: Dom-Markt.
Sie waren fortan auf den verschiedenen Marktplätzen Hamburgs zu finden, wie z.B. dem Gänsemarkt, Pferdemarkt oder Großneumarkt.
Im Jahre 1893 schließlich wurde den Marktleuten ein neuer, fester Standort zugeteilt: das Heiligengeistfeld. Und da schließt sich also der Kreis.
Den Verantwortlichen für die damalige Standortauswahl möchte ich an dieser Stelle noch mal meinen ausdrücklichen Dank zukommen lassen. Ein Riesenrad auf dem Gänsemarkt oder eine Achterbahn auf dem Großneumarkt ist nur schwer vorstellbar und hätte sicherlich eher für Angst und Schrecken (insbesondere bei den Anwohnern) gesorgt und weniger für Spaß und Freude.
Wie schon beschrieben, fand der historische Dom-Markt nur zur Weihnachtszeit statt. Daher nennt man den Weihnachtsdom auch heutzutage noch inoffiziell "Dom-Markt". Erst 1947 gesellte sich der Sommerdom (auch "Hummelfest") dazu, im Jahre 1948 folgte dann der Frühlingsdom (oder auch "Frühlingsfest").
Zum Abschluss gibt es noch ein paar nackte Tatsachen...allerdings nur in Form von Zahlen und Fakten:
- das Festgelände erstreckt sich über eine Fläche von 160.000 qm
- die Sonderfläche (stets wechselnde Themengebiete) hat eine Fläche von 2.500 qm
- ca. 260 Schausteller finden sich auf jedem DOM
- für das leibliche Wohl sorgen zusätzlich ungefähr 60 Imbiss-Betriebe, 40 Süßwarenhändler, 16 Bäckereien und 12 Schankbetriebe
- insgesamt besuchen jedes Jahr um und bei 10 Millionen Besucher die drei DOM-Varianten
Bis zum 18. August habt Ihr übrigens noch Zeit, den aktuell laufenden Sommerdom zu besuchen. Die nächste Chance bietet sich dann "erst" wieder zum Winterdom, also dem historischen Dom-Markt, vom 8. November bis 8. Dezember.
weitere Quellen: hamburg.de, Wikipedia
Ganz davon abgesehen, dass das Feuerwerk nicht grade schön anzusehen ist! :D
AntwortenLöschenJa, der "Knaller" ist es nicht. Hat aber den Vorteil, dass man während des Feuerwerks gut voran kommt, weil tatsächlich die meisten Leute stehen bleiben und zugucken...
LöschenAchherrje ist schon wieder Dom....
AntwortenLöschenEs gibt also noch jemanden, der das Gefühl hat, dass ständig DOM ist?! ;)
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