Ist es nicht immer wieder ein Schmaus, wie sich Touristen köstlich amüsieren, wenn während der Fahrt mit der Linie U2 oder U3 die Durchsage "Nächster Halt: Schlump" ertönt?!
Würde mich übrigens nicht wundern, wenn einige dieser Besucher selbst in Ortschaften wie beispielsweise Unterkaka (Sachsen-Anhalt), Kalifornien (Schleswig-Holstein) oder Meinkot (Niedersachsen) hausen. Aber auch in diesen Fällen hat die Gewohnheit sicherlich schon längst über den Witz gesiegt.
Ok, ja, ich gebe es zu, so ganz unlustig klingt Schlump natürlich nicht. Insbesondere in Verbindung mit einer Ortschaft. Wäre das die Bezeichnung für einen besonderen Badewannenstöpsel, Schnuller oder Thrombosestrumpf wäre es vermutlich nur halb so lustig.
Der Schlump liegt im Süd-Westen des Stadtteils Eimsbüttel und grenzt an nicht viel weniger lustig klingenden Gebiete namens Grindel und Sternschanze. Wer groß genug ist und gute Augen hat, kann vom Schlump aus den Fernsehturm, "Planten un Blomen", den Dammtorbahnhof und das Uni-Hauptgebäude sehen...um nur die interessanten Sachen zu nennen.
Nicht wenige Hamburger kennen den Schlump vermutlich nur aus der unterirdischen Perspektive, weil sie hier, wie eingangs schon angedeutet, nicht viel mehr tun, als von der Linie U3 in die Linie U2 umzusteigen. Oder umgekehrt.
Aber auch oberirdisch hat der Schlump praktisch...nichts zu bieten. Schon ganz nett anzusehen und vermutlich lebt es sich hier auch ganz gut, aber verlockende Begriffe wie zum Beispiel "sehenswert" oder "traumhaft" sind hier völlig fehl am Platze. Nein, ich muss gestehen, das Beste am Schlump ist der Bahnhof, von wo aus man eine hervorragende Anbindung an erheblich interessantere Ortschaften hat.
So sieht´s aus. |
Höchst wahrscheinlich leitet sich der Name Schlump übrigens vom niederdeutschen "Slump" (Schlamm) ab, so dass davon auszugehen ist, dass hier früher eine Sumpf- und Moorlandschaft anzutreffen war. Die Flurbezeichnung "Up den Slump", die erstmals im 18. Jahrhundert auftaucht, deutet ebenfalls darauf hin.
An dieser Stelle muss ich gestehen, dass es über den Schlump nicht viel mehr zu berichten gibt. Der durch den Namen begründete Bekanntheitsgrad übersteigt die Attraktivität und Bedeutung dieses Ortsteils um Längen.
Aus diesem Grunde, und weil es so schön passt, möchte ich jetzt ein kurzes, persönliches Erlebnis mit dem Schlump zu Protokoll geben:
eines schönen Morgens erreichte ich mit der Linie U1 den Bahnhof Kellinghusenstraße und wollte hier in den gleich gegenüber wartenden Zug der Linie U3 umsteigen. Ein alltägliches, routinemäßiges Vorhaben meinerseits. Doch an diesem Morgen war irgendwas anders. Der Zug stand zwar, wie eben geschildert, am Gleis bereit, doch die designierten Fahrgäste verharrten größtenteils noch am Bahnsteig, also vor dem Zug...und nicht wie sonst in dem Zug. Mein irritierter Blick fiel auf die Anzeigetafel, auf der unmissverständlich die Botschaft "Bitte nicht einsteigen" prangerte. Die wartende Meute jedoch, den ungeduldigen Chef sowie einen vollen Schreibtisch im Nacken, hüpfte nervös von einem Bein aufs andere. Schließlich hielt es einer, ich nennen ihn mal "König der Lemminge", nicht mehr aus und riss eine Tür des Zuges auf. Als die umstehenden, scheuen Lemminge den Erfolg dieser Unternehmung registrierten, taten sie es ihrem König gleich und enterten das Abteil. Wie von magischer Hand geführt folgte ich den Deppen...äh...Lemmingen. Dass bestimmt 80% der wartenden Menschen weiterhin am Bahnsteig verblieben, ließ uns trotzdem nicht eine Sekunde an der Richtigkeit unserer Handlung zweifeln.
Kurze Zeit später ertönte dann auch die gewohnte Durchsage "Zurückbleiben, bitte" und der Zug fuhr los. Nicht ganz ohne Schadenfreude sahen wir im Vorbeifahren in die überraschten, entsetzten und wütenden Gesichter der zurückgebliebenen Menge am Bahnhof.
Stolz und siegessicher genossen wir die Fahrt...bis zur nächsten Haltestelle. Wie üblich verringerte der Zugführer die Geschwindigkeit, fuhr in die Haltestelle hinein, schlich am Bahnsteig entlang...gab wieder Gas und rauschte aus dem Bahnhof hinaus. Es versteht sich wohl von selbst, dass diesmal die Gesichter der Fahrgäste im Abteil um einiges überraschter und entsetzter daherkamen, als die der wartenden Menschen am Bahnsteig.
An der nächsten Haltestelle wiederholte sich dieses skurrile Schauspiel und allmählich breitete sich Panik im Waggon aus. Insbesondere unter den Fahrgästen, die eigentlich schon längst hätten aussteigen wollen. Da ich selbst noch ein paar Stationen vor mir hatte, blieb ich relativ gelassen.
In diesem Moment meldete sich der Zugführer via Sprechanlage "Nächster Halt: Schlump. Hier können sie dann aussteigen".
Na wie nett, dachte ich bei mir. Ein anderer Fahrgast fragte schmunzelnd in die Runde "MÜSSEN wir aussteigen? Was passiert denn, wenn wir hier bleiben?" - "Ich würde es lieber nicht drauf anlegen.", erwiderte ich. Und in der Tat traute ich diesem Zugführer mittlerweile so ziemlich alles zu.
Kurz danach erreichten wir dann die Haltestelle Schlump. Zur Feier des Moments wandte der Zugführer abermals das Wort an seine Lemminge: "Nächster Halt: Schlump. Endstation. Bitte alle aussteigen...und nächstes Mal besser auf die Anzeigetafel achten!"
Kurz danach erreichten wir dann die Haltestelle Schlump. Zur Feier des Moments wandte der Zugführer abermals das Wort an seine Lemminge: "Nächster Halt: Schlump. Endstation. Bitte alle aussteigen...und nächstes Mal besser auf die Anzeigetafel achten!"
Chapeau, Herr Zugfahrer! Der hat gesessen.
Nach dieser Horror-Geschichte nun zur Auflockerung noch mal ein paar weitere Beispiele für mehr oder weniger lustige Ortsnamen in Hamburg. Sozusagen Artgenossen vom Schlump:
- Mümmelmannsberg (Endstation der U3 U2 im Osten, Stadtteil Billstedt)
- Blankenese (westlich an der Elbe gelegener Nobel-Stadtteil)
- Poppenbüttel (Stadtteil im Norden mit Vorstadtcharakter)
- Schulterblatt (Szenegegend bzw. Straße im Stadtteil Sternschanze)
- Horn (Stadtteil im Bezirk Hamburg-Mitte)
- Rissen (Hamburgs westlichster Stadtteil)
- Altengamme (Hamburgs östlichster Stadtteil)
- Neuland (Stadtteil im Süden zwischen Wilhelmsburg und Harburg)
So, genug gelacht für heute.
Vielleicht berichte ich ja in einer der nächsten Folgen über komische Namen von Hamburger Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Zimbert Jenisch, Berend Breitenstein, Hans-Harder Biermann-Ratjen, Amandus Augustus Abendroth...oder Profatus.
Quellen: Wikipedia, Google
Herrlich, ich habe wieder mal Tränen gelacht. :D In der Ubahn erlebt man ja die besten Geschichten.
AntwortenLöschenMoin ACunicorn!
LöschenVielen Dank, das freut mich. Ja, immer was los auf den Schienen ;-)
Du hast Lattenkamp vergessen ;)
AntwortenLöschenSehr guter Beitrag :D
Moin Ann-Sophie!
LöschenDanke für das positive Feedback.
Hast natürlich Recht mit Lattenkamp. Ist aber ein schönes Beispiel für "Gewohnheit besiegt den Witz"...Lattenkamp ist sozusagen meine "Haus und Hof Haltestelle", deshalb hatte ich selbst den Namen nicht auf dem Zettel. Danke fürs Nachreichen :-)
Ich find ja den Mümmelmannsberg übrigens noch vieeeel witziger! Auch als Nochnichthamburgerin.. Einfach wegen "Max Mümmelmann" ein Spiel aus Kindheitstagen. Aber, da ich seit ich lebe schon immer in den Norden fahre und auch sonst meine Fühler schon in weite Teile Deutschlands gestreckt habe, machen mir solche Namen glaube ich einfach nichts mehr aus.
AntwortenLöschenAber für dich mal ein paar Dorfnamen aus meiner hessischen Heimat:
- Muschenheim
- Dorf Güll
- und mein Heimatdorf: Langgöns
hört sich für dich sicherlich auch mega witzig an.
Dafür waren für mich Namen (die heute für mich Normalität hoch 10 sind) wie Barkelsby (bei Eckernförde) usw. der herrlichste Lachschmaus.
Ich wünsch dir was :)
Moin Maribel!
LöschenMümmelmannsberg ist auf jeden Fall ´ne starke Konkurrenz. Insbesondere auch durch die Spitznamen "Mümmeltown" oder "Bunny-Hill".
Danke für Deine lustigen Beispiele. Mein Favorit ist dabei ganz klar Dorf Güll...nicht schön aber selten :-)