Ein Blog aus Hamburg über Hamburg. Eine humorvolle Betrachtung des alltäglichen Treibens. Es geht um die Menschen und die Ereignisse in der Hansestadt. Die komischen Menschen und die komischen Ereignisse. Kleine Ereignisse in der großen Stadt. Leise Töne in einer lauten Umgebung. Amüsant, unterhaltend, manchmal wirr. Eben 'Tüdelkram from Hamburg'.



4. April 2013

Fünf vor zwölf

Es ist fast nicht zu glauben. Ich bin gerade mal wieder drei Tage, das sind umgerechnet 72 Stunden, aus dem Osterurlaub raus, da reicht´s mir schon wieder. Noch nicht mal 72 Stunden, der Donnerstag ist ja noch gar nicht vorbei.
Manchmal geht mir diese Stadt, dieses Hamburg, mächtig auf den Senkel. Oder um die Thematik Ostern noch mal ausreichend abzuarbeiten: auf die Eier!
Es ist halt wie in jeder guten Beziehung, irgendwann kracht es dann doch mal.

Wo soll ich anfangen? Nehmen wir zuerst den Klassiker und noch beim Schreiben dieser Worte kann ich kaum glauben, dass ich diese Problematik tatsächlich noch mal ansprechen muss: stehen bleiben am Ende einer Rolltreppe! Unglaublich. Diese Stadt hat 1,8 Millionen Einwohner. Die Wahrscheinlichkeit, insbesondere morgens zwischen 8 und 9 Uhr, dass irgendjemand hinter dir auf der Rolltreppe steht, ist extrem hoch! Aber nein, wir bleiben erst mal stehen. Erst mal ´ne Pause nach der anstrengenden Rolltreppenfahrt. Erst mal die Lage checken. Was kümmern mich denn die anderen, ich habe mein Ziel erreicht. Nach mir die Sintflut. WO IST DIE SINTFLUT, WENN MAN SIE MAL BRAUCHT? Denn die bremst nicht einfach ab und räkelt sich dann umständlich um das menschliche Hindernis herum. Nein, die ballert voll drüber. Richtig so!

Ist das die Lösung?

Eigentlich nur halb so wild aber dennoch nervtötend: das brachiale Aufreißen der U-Bahn Türen. Den meisten dürfte wohl bekannt sein, dass man bei einigen der Hamburger U-Bahnen (diesen alten Dingern) die Türen mit bloßer Muskelkraft öffnen muss. Nichts mit blinkenden Knöpfchen und Automatik. Und nahezu bei jeder Fahrt mit einer dieser antiken Klapperkisten kommt es mindestens einmal vor, dass irgend so ein Amateur-Schwarzenegger die Eingangspforten dermaßen aufreißt, dass man denkt, er will sie rausreißen und mit nach Hause nehmen. WAS SOLL DAS? Hast du gestern mal wieder die Plastikhanteln von Karstadt gestemmt? Fühlt man sich besser, wenn man einer wehrlosen Tür mal ordentlich gezeigt hat, wer hier die Hosen an hat? Wenn die ihre Autotür genauso aufreißen, dann ist danach aber Cabrio angesagt.

Apropos Bahn, Punkt drei: U-Bahn Musiker! SCHULDIG! An diese beiden Hampelmänner mit Gitarre, die mit Vorliebe den U3-Streckenabschnitt zwischen Schlump und Eppendorfer Baum belästigen, hat man sich ja schon fast gewöhnt. Die trällern dann immer lustige Evergreens wie "Don´t worry, be happy", "I can see clearly now", "Don´t worry, be happy", "I can see clearly now" und manchmal auch "Don´t worry, be happy". Ja genau, die beiden Pfeifen sind wie eine lebende Endlosschleife der Platte "Best of Jazz and Reggae Legends". Und was für eine grandiose Idee, unschuldige Passanten in der U-Bahn zu terrorisieren: die Musik wirkt gleich doppelt so laut und es gibt keine Fluchtmöglichkeiten. Die raffinierte Weiterentwicklung des "im Restaurant beim Essen Vorspielens". Mir fällt dazu nur ein Wort ein: KÖRPERVERLETZUNG!
Aber wie gesagt, die beiden Nasen gehen ja noch. Viel beeindruckender finde ich persönlich ja die seit kurzem auftretenden Bands (!), die zu viert oder fünft einen Waggon stürmen, ihre Instrumente auspacken (werden immer schön versteckt, weil es offiziell ja VERBOTEN ist...denkt mal darüber nach!) und dann richtig in die Vollen gehen. Gitarre, lächerlich. Da kommen Bongos, Rasseln, Akkordeons und, mein persönliches Highlight, Trompeten (!) zum Vorschein. Ähnliche Effekte erzielt man eigentlich nur, wenn man jemandem ein schreiendes Kind oder eine Vuvuzela ans Ohr drückt.

Apropos Kinder, weiter geht´s: junge Mütter mit Kinderwagen! Heikles Thema. Ja ne, ist ja auch total toll, dass es so viel Nachwuchs gibt. Und die Kleinen sind ja auch echt total süß und so.
Aber mal ehrlich: muss ich unbedingt mit meinem Kleinwagen in der Rushhour Bahn fahren? Muss ich meinem Kind das eigentlich wirklich antun? Und wenn es sich tatsächlich nicht vermeiden lässt: muss ich meinen Schnuller-Smart ausgerechnet in ein Abteil schieben, wo eh schon ein anderes Baby parkt? By the way: wenn am Eingang eines U-Bahn Waggons so ein kleiner Poller steht, dann bedeutet das eigentlich, dass hier am liebsten GAR KEINE größeren Gerätschaften reingeschoben werden sollen UND NICHT, dass man einen Preis gewinnt, wenn man seine Kinderkarre trotz aller Hindernisse durch die verbleibenden Zwischenräume erfolgreich durchquetscht.
Sowieso, und daraus hätte ich beinahe einen extra Punkt machen können, sehe ich erhöhten Verbesserungsbedarf im Hinblick auf das Verhalten so manch einer stolzen Mutter. Jedenfalls wäre es mir neu, dass Personen, die ein Kind zur Welt gebracht haben, nun Sonderrechte genießen. Natürlich nehme ich Rücksicht auf die Sattelschlepper unter den Fußgängern, keine Frage. Aber mit welcher Selbstverständlichkeit so manch eine Dame das fahrende Bettchen ihres Nachwuchses als Rammbock benutzt, lässt mich doch immer wieder staunen. Im Falle des unvermeidlichen Zusammenstoßens bin dann aber natürlich ich schuld...is´ klar.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich übrigens auch für eine Festlegung der maximalen Aufnahmemenge an pubertierenden Schulkindern pro U-Bahn Waggon plädieren. Mir schwebt da so was wie "höchstens drei, inklusive Aufsichtsperson" vor.

Was noch? Ach ja: falsche Zurückhaltung! Was meine ich damit? Kurzes Beispiel: eine Person, etwa 1,50 Meter hoch und 100 Kilogramm schwer (das in Kürze folgende Bild hätte auch hier platziert werden können), fasst sich nach der Vorsuppe an die Wampe und röchelt: "Boah, ich bin so voll. So viel esse ich ja sonst die ganze Woche nicht." Dann wird noch erzählt, dass man ja jetzt mehr Sport macht und wie ungesund ja eigentlich Brot ist und wie toll Trennkost ist. Und nach 15 Uhr isst man ja schon mal gar nichts mehr und Süßigkeiten gibt´s sowieso nicht. Und immer viel Gemüse und Bio und so. Aha, soso, interessant. UND WIESO BIST DU DANN TROTZDEM SO FETT? Ich meine, die erdrückende Beweislast des genauen Gegenteils steht ja buchstäblich auf zwei Beinen vor mir. Das ist ja so, als wenn der blutverschmierte Killer mit der Axt in der Hand unaufhörlich seine Unschuld beteuert. Wer verarscht da eigentlich wen?

Und wo ich gerade so schön in Fahrt bin noch ein Bonus-Ausraster aus aktuellem Anlass: Kim Jong Un! Oder wie ich ihn gerne nenne: Kimme (sprich: Kim-mi). Was sich hier in den letzten Tagen abgespielt hat, ist nicht nur die größte Fehlbesetzung seit Herr Hitler von Postkartenmaler auf Diktator umgeschult hat, sondern ein ganz einfaches, fast lächerliches, psychologisches Phänomen. Kleine, hässliche, untersetzte Männer, die aufgrund ihrer Minderwertigkeitskomplexe voll aus dem Ruder laufen.

Heul doch!

Die einen scheißen einfach ihre Familienangehörigen und/oder Arbeitskollegen zusammen, andere drängeln mit Lichthupe auf der Autobahn und wieder andere drohen einer Weltmacht mit Atomkrieg. Jeder eben im Rahmen seiner Möglichkeiten. Ich kann dazu nur eines sagen: beruhig dich, Digga!
Das verleitet mich nun sogar noch zu einem "und die Moral von der Geschicht" Fazit. So sehr sich derartige Männchen auch recken und strecken, am Ende bleibt der Mensch ein Mensch...und damit ein ganz, ganz kleines Lichtchen im Universum!

Ich habe fertig!

2 Kommentare:

  1. Oh ha, da läßt aber jemand Dampf ab. Hast die Rentner, Hundehalter, Ausländer etc... nicht vergessen ? ;)

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  2. Musste ja mal gesagt werden :) Mit den von Dir genannten Personengruppen hatte ich in letzter Zeit eigentlich keine Probleme. Außerdem würde ich statt über Rentner eher über die verkorksten Jugendlichen schreiben, die regen mich mehr auf. An Stelle von Hundehaltern würde ich eher einen Anti-Katzen-Post schreiben. Und mit Ausländern habe ich eigentlich nur an Pokertischen Probleme ;) Gruß in die Schweiz!

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