Ein Blog aus Hamburg über Hamburg. Eine humorvolle Betrachtung des alltäglichen Treibens. Es geht um die Menschen und die Ereignisse in der Hansestadt. Die komischen Menschen und die komischen Ereignisse. Kleine Ereignisse in der großen Stadt. Leise Töne in einer lauten Umgebung. Amüsant, unterhaltend, manchmal wirr. Eben 'Tüdelkram from Hamburg'.



14. Mai 2013

Hamburg schnackt! Teil 1: Moin!

Ich starte heute mit einer kleinen Serie.
Unter dem Titel "Hamburg schnackt!" (bei den Labels unter "Hamburg-Serie" zu finden) möchte ich in Zukunft in unregelmäßigen Abständen ein paar typische, lustige und/oder unbekannte Begriffe aus dem Hamburger Sprachgebrauch präsentieren und so gut es geht erklären.

Inspiriert dazu wurde ich durch meinen treuen Freund Jan, den am vergangenen Wochenende die Problematik "Moin! oder Moin Moin!" schwer beschäftigte und der mir daher vorschlug ("DAS wäre doch endlich mal was Interessantes!"), diese Thematik mal in meinem Blog zu erörtern. So sei es. Und eine Begrüßungsart für den ersten Teil der Serie drängt sich ja förmlich auf.


Das sagt das Internet dazu:

Wikipedia: "Moin ist (...) ein verbreiteter Gruß, der zu jeder Tages- und Nachtzeit verwendet werden kann." Dieser wenig überraschenden Erkenntnis folgen dann jedoch umso erstaunlichere und interessante Deutungen hinsichtlich der Herkunft. So sei das Wort möglicherweise von Berliner Handwerkern in den Norden getragen worden. Auch die Schweiz wird an dieser Stelle erwähnt. Aber natürlich werden auch die vielfältigen Verwandtschaften mit plattdeutschen und friesischen Wortstämmen genannt (in erster Linie "moi" oder "moie" = angenehm, gut, schön).
In jedem Fall sei dem "Moin" ein stattliches Alter von 200 Jahren nachzuweisen.
Die Verdoppelung "Moin Moin" könnte möglicherweise vom friesischen "moi moren" herrühren. Demnach verstünde sich diese Grußformel dann quasi als "angenehmen (oder guten bzw. schönen) Tag".
Weiterhin wird auch das weniger verbreitete "Moinsen" angesprochen. Hierfür finden sich folgende Deutungsversuche:
- mehrere Personen werden angesprochen ("Moin zusammen")
- besondere Betonung (besonders herzliche Begrüßung)
- Antwort auf Moin ("Moin zurück")

Duden.de: gewohnt gefühlskalt heißt es hier nur "Grußformel" und im weiteren Verlauf "ostfriesisch mōi, mittelniederdeutsch moi(e) = schön, angenehm, gut". Für den treuen Wikipedia-Leser also keine Neuigkeiten.

Meine Meinung (aus Hamburger Sicht):

Begrüßungsformel ok, ist klar. Zu jeder Tages- und Nachtzeit? Nun ja, kommt darauf an. Kann man machen, muss man aber nicht. Betrete ich beispielsweise gegen 21 Uhr ein Etablissement der gehobenen Klasse (z.B. das Hotel "Vier Jahreszeiten"...warum auch immer), dann grüße ich sehr wahrscheinlich nicht mit "Moin". Gleiches gilt für "besondere Anlässe" (z.B. erstes Treffen mit den Schwiegereltern, Gerichtsverhandlung, Aussage vor dem Berufungsausschuss, Anhörung vor dem Bewährungsausschuss...seltsame Reihenfolge), hier wähle ich auch lieber alternative Grußformeln.
Meiner Meinung nach steht beim "Moin" also nicht die Tageszeit sondern vielmehr der Anlass im Mittelpunkt. Mir doch schnurz, wie spät es ist. Einzig auf mein Gegenüber kommt es an.

Was mich sogleich zu den beiden Variationen von "Moin" bringt.
Ein flottes "Moin Moin" drückt für mich in erster Linie einen gewissen Grad der guten Laune aus. Jemand schlecht gelauntes kriegt vielleicht gerade noch ein "Moin" heraus (wenn überhaupt), aber gleich zwei Mal den Mund öffnen erspart er sich dann doch ganz gerne. Ich persönlich handhabe es darüber hinaus übrigens auch so, dass ich mir die doppelte Variante als Antwortoption vorbehalte. Was heißt das? Ganz einfach: werde ich mit "Moin" gegrüßt, grüße ich mit "Moin Moin" zurück. Und umgekehrt. Klingt einfach besser, finde ich.
Kleine Anekdote an dieser Stelle zur Klangqualität: gestern traf ich auf der Straße einen Nachbarn und wir grüßten uns zeitgleich mit einem einfachen und dem Straßenlärm angepassten "MOIN"...erinnerte mich spontan irgendwie an sich anbellende Hunde.

Das, in meinen Augen, sehr saloppe "Moinsen" benutze ich dann eigentlich nur bei guten Freunden oder aber Menschen, deren entsprechend saloppe Eigenart mir bekannt ist...ohne das jetzt böse gemeint zu haben. Mit "Moinsen" grüßt man also vorzugsweise eher den Kneipenstammtisch, die Fußballmannschaft oder die Grilltruppe.
Gleichzeitig drückt "Moinsen" für mich aber auch ganz gerne eine gewisse Überraschung aus. Werde ich beispielsweise in der Bahn von der Seite angequatscht und erkenne dann einen lange nicht gesehenen Bekannten, rutscht mir gerne mal ein in die Länge gezogenes "Mooooinseeeen" raus. Das verschafft mir dann auch immer ein paar Sekunden mehr Zeit, die ich dringend brauche, um auf den verdammten Namen meines Gegenübers zu kommen.

Das war´s. Ende Teil 1.
Ich gehe davon aus, dass Eure Intelligenzquotienten nach dem Lesen nun nicht gerade in die Höhe geschnellt sind, aber für den Anfang schien mir etwas leichtere Kost ganz vernünftig.
Etwas anspruchsvollere Ideen habe ich natürlich schon in petto. Aber erst mal abwarten, wie Teil 1 bei Euch so ankommt. Ihr kennt das ja, wenn der "Pilot" durchfällt, dann wird aus der Serie meistens nichts. Und im Zweifel hat der Jan dann Schuld...

6 Kommentare:

  1. Erst mal: MOIN MOIN (wohlwissend, dass grad Mitternacht geworden ist)

    Meine Erst-Reaktion sowie der Wunsch: "bitte mehr davon".

    Auch wenn nur ein Pilot war, mehr Hamburg typische Ausdrücke hätte ich schon erwartet, war auch überrascht, als dein Blog zu Ende ist, ist man so gar nicht gewohnt von dir....

    Die Idee ist super, hätte sie dir früher oder später wohl auch vorgeschlagen.

    Mach weiter so, DIGGA....

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  2. Digga ist natürlich auch so ein Wort...
    Danke für das positive Feedback. Das wird den Produzenten der Serie sicher gefallen :)

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  3. "DAS wäre doch endlich mal was Interessantes." ;-))

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    1. Bezogen auf "Digga" oder wie darf ich das verstehen?
      Immer was zu meckern ;)

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  4. Kann gar nicht aufhören zu kommentieren :)
    Ich muss mich gerade an einen (der vielen) Besuche bei Freunden im hohen Norden erinnern. 2 Kumpels und ich wollten einen anderen besuchen. Beide gehen vor mir rein und grüßen seine Mutter. "Moin" - "Moin" - Maribel geht rein "Hallo" - wir mussten alle erst mal ziemlich lachen. Mittlerweile hab ich mich schon so dran gewöhnt, dass ich es teilweise öfter als mein bester Freund sage.

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    1. Kein Problem, nur weiter so...
      Freue mich über jeden Kommentar. Und über lustige Geschichten, wie die von Dir :)

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