Der sogenannte "Hamburger Gruß" ist landesweit bekannt und regt zum Mitmachen an. Die Benutzung sollte dennoch gut bedacht werden. Schmettert jemand auf offener, Hamburger Straße ein "Hummel, Hummel" raus, dann outet er sich sofort und ohne wenn und aber als Quiddje (wer nicht weiß, was das heißt, kriegt Ärger...LEST MEINEN BLOG).
Das weist einen noch deutlicher als Quiddje aus, als der Satz "Ich bin ein Quiddje" selbst.
Zum gewöhnlichen und alltäglichen Gruß eignet sich diese Floskel also nicht. Ganz und gar nicht. Macht kein Mensch!
Allerdings ist der Name ja auch tatsächlich etwas verwirrend. Also merke: der Hamburger Gruß ist eher eine Art Schlachtruf. Bei Spielen des HSV beispielsweise ruft der Stadionansager im Falle eines Tores für die Heimmannschaft (kommt leider viel zu selten vor) zuerst Torschütze und Spielstand ins Rund, ehe er mit "Hummel, Hummel" endet. Die begeisterte Hamburger Fangemeinde brüllt dann "Mors, Mors" zurück.
Doch woher kommt dieser Spruch? Wer hat ihn erfunden? Hat ihn überhaupt jemand erfunden? Und muss man das wirklich wissen?
Ich meine: Ja! Also, los geht´s.
Johann Wilhelm Bentz (1787-1854) lebte in der Hamburger Neustadt. Er galt als griesgrämiger und missmutiger Mensch und ging dem Beruf des Wasserträgers nach. Wie der Name diese alten Berufes schon sagt, trug er Wasser durch die Gegend. Hauptsächlich wurde dies an private Haushalte verkauft (damals waren Getränkeläden, 24/7 Tankstellen und Supermärkte noch nicht so wirklich verbreitet) und Johann war einer von vielen, der die nasse Fracht zum Käufer schleppte.
Damit Ihr Euch das etwas besser vorstellen könnt, kommt hier noch mal das Bild, das sich auch rechts in der Galerie (ganz unten) befindet:
Hummelbrunnen im Rademachergang |
Einerseits weil sie wussten, dass er sich mit seiner Last schwer wehren konnte und anderseits, weil er nun mal so ein grimmiger Zausel war, ärgerten ihn die Kinder wann immer sie konnten. Also vermutlich tagtäglich. Und ja, richtig, sie riefen ihm meistens "Hummel, Hummel" hinterher.
Warum?
Dafür gibt es durchaus mehrere Deutungsversuche. Regelmäßig findet sich aber folgende: der Stadtsoldat Daniel Christian Hummel wohnte lange Zeit in der Neustadt und war bei den Kindern sehr beliebt, da er diese stets mit seinen Kriegsgeschichten unterhielt. Nach seinem Tod zog dann Herr Bentz in die Wohnung von Herrn Hummel. Und um ihn, wie gesagt, zu ärgern und weil er, ich kann es gar nicht oft genug sagen, so ein alter Miesepeter war, neckten sie ihn also mit dem "Hummel, Hummel" Ruf als Anspielung auf den alten Soldaten, den sie viel lieber gemocht hatten.
Da einem sowas natürlich mit der Zeit mächtig auf den Senkel geht, konnte auch Johann Bentz irgendwann nicht mehr an sich halten. Vermutlich dauerte das gar nicht so sehr lange, war er doch so ein großer Murrkopf. Da er sich aber, wie schon gesagt, körperlich schwer bis gar nicht zur Wehr setzen konnte, versuchte er es auf verbale Art und Weise. Passt ja auch viel besser zu so einem Meckerpott. Und ja, richtig, er rief "Mors, Mors" zurück.
Warum?
Diese Formulierung leitet sich ab vom plattdeutschen "Klei di an 'n Mors". Wortwörtlich übersetzt heißt das "Kratz dich am Hintern". Die Bedeutung ist aber eher "Lass mich in Ruhe und kümmere dich um deinen eigenen Kram". Insofern kann man hier gerne auch noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass es sich hier um die heutzutage sehr beliebte und populäre Formulierung "Leck mich doch am Arsch" handelt. Und das passt ja auch viel besser zum vorliegenden Fall. Und auch zu dem alten Meckerbüdel Bentz.
Der Weg zum bekannten Spitznamen Hans Hummel war dann natürlich nicht mehr weit. Hierzu wurde lediglich sein Vorname Johann auf Hans abgekürzt. Fertig.
Ein kleines und bis heute anhaltendes Revival erlebte der Hamburger Gruß dann übrigens nach dem Zweiten Weltkrieg, als 1956 die alten HH-Nummernschilder wieder in Hamburg eingeführt wurden. Daraus konnte man dann sowohl "Hummel, Hummel" als auch Hans Hummel basteln.
Johann Wilhelm Bentz verlor 1848 übrigens seinen Job, als die "Stadtwasserkunst" (Vorläufer der Wasserwerke) in Hamburg-Rothenburgsort ihren Betrieb aufnahm. Als er dann 1854 starb, wurde er auf Armenhauskosten auf dem Dammtorfriedhof begraben (heute "Planten un Blomen" und Messegelände).
Ich fasse also noch mal kurz zusammen: übel gelaunter Wasserträger in der Neustadt, Kinder rufen ihm den Namen seines Vormieters hinterher, er schreit "Leck mich doch" zurück. Dolle Geschichte eigentlich.
Aber hat natürlich irgendwie was Sympathisches. Der Hamburger an sich gilt ja eh ganz gerne mal als grummelig. Dazu dann die frechen Lausbuben. Zoff gibt es sowieso immer mal wieder. Alles in allem passt das also schon ganz gut.
(Quellen: "Kleines Lexikon Hamburger Begriffe", Wikipedia)
Scheint als sei die Wikipedia eine deiner meist aufgerufenen Websites :)
AntwortenLöschenÜbrigens, wollte eben dir eine coole Facebook-Fanpage vorschlage, merkte aber, dass sie bereits entdeckt hast :)
"Things Hamburger Don't Say"...Könnte glatt von dir sein.
Ich will jetzt mal besser nicht verraten, welche Websites ich am häufigsten besuche, aber Wikipedia rangiert dabei (noch) nicht ganz oben. Aber bei der Recherche nach derartigen Infos ist die Seite in der Tat sehr praktisch.
LöschenDie genannte Facebook-Seite wurde auch schon auf mopo.de promotet. Eine wirklich gute und witzige Idee...leider nicht von mir :(