Um aber gleich mal zu Beginn eines klarzustellen: Hamburg
ist für Labskaus zwar berühmt und berüchtigt, jedoch wird dieses Gericht in
ganz Norddeutschland serviert. Auch in Teilen Skandinaviens und sogar Englands.
Und Labskaus wurde auch nicht in Hamburg erfunden.
Es handelt sich hier um ein reines Seemannsgericht, das seinen Ursprung also auf den Schiffen der Sieben Weltmeere hat. Daher kommt auch der sehr unschöne Spitzname „Matrosenkotze“, was aber in Anbetracht der Entstehungsgeschichte sowie beim Anblick einer Portion dieser Köstlichkeit durchaus verständlich ist (siehe Beweisstück A).
Es handelt sich hier um ein reines Seemannsgericht, das seinen Ursprung also auf den Schiffen der Sieben Weltmeere hat. Daher kommt auch der sehr unschöne Spitzname „Matrosenkotze“, was aber in Anbetracht der Entstehungsgeschichte sowie beim Anblick einer Portion dieser Köstlichkeit durchaus verständlich ist (siehe Beweisstück A).
Beweisstück A |
Ähnlich des Ursprungs ist auch die gesamte Geschichte des
Labskaus‘ eine Geschichte voller Missverständnisse. Wer jetzt durchaus zu Recht
pikiert ist, weil ich in einem Bericht über Essen doch recht deutlich, in Form
einer Anspielung auf einen bekannten Hygieneartikel für Damen, eher
unappetitliche Körperfunktionen anspreche (ist das schon frauenfeindlich?), dem
sei nochmals gesagt, dass der Anblick einer Portion Labskaus nun mal
unweigerlich Assoziationen mit verschiedenen, unschönen Körperfunktionen
zwangsläufig mit sich bringt.
Ein weiterer Irrglaube ist, dass in Labskaus Fisch enthalten
ist. Ok, ich gebe zu, dass es viele verschiedene Labskaus-Rezepte gibt und bei
dem einen oder anderen tatsächlich vorgesehen ist, den Fisch unterzurühren,
aber generell liegt das „Hamburger Sushi“ doch eher als Beilage daneben.
Einzige Zutaten sind normalerweise Pökelfleisch (bzw. Rindfleisch oder Corned
Beef), Kartoffeln, Rote Beete, Zwiebeln und ein paar Gewürze, in erster Linie
aber lediglich Salz und Pfeffer. Fertig! Wenn der ganze Kram dann zusammen
geworfen und zu Brei püriert worden ist, serviert man es dann am besten mit einem
Matjes- oder Bismarckhering, 1-2 Spiegeleiern und Gewürzgurke(n). Kleiner Tipp
an dieser Stelle für Labskaus-Anfänger: mit den Spiegeleiern kann man unter Umständen
die komplette Portion abdecken (bzw. verstecken) und verschreckt die
Essensgäste nicht sofort. Außerdem sollte man nicht mit der Roten Beete geizen.
Je weniger davon, umso eher nimmt das Labskaus eine blass-braune Farbe
an…schmeckt immer noch genauso gut, aber es ist vermutlich überflüssig zu
erwähnen, dass die bereits weiter oben erwähnten Assoziationen mit gewissen
Körperfunktionen dadurch nur verstärkt werden.
Aber genug der bösen Worte über das Aussehen dieser wirklich
leckeren Speise. Ich will lieber noch mal näher ergründen, warum Labskaus
(trotzdem) so beliebt ist. Zum einen sicherlich, weil es ein sogenanntes „Arme-Leute-Essen“
ist. Sowas wirkt ja immer irgendwie sympathisch. Wenn beispielsweise jemand
davon schwärmt, wie lecker doch letztens die „Foie Gras“ mit dem Wintertrüffel war, dann reagiert der
durchschnittliche Zuhörer einer solchen Anekdote ja doch eher pikiert, in
Anbetracht der Prahlerei eher reserviert oder komplett ahnungslos. Und sollte
der Zuhörer wissen, dass es sich dabei um die sehr umstrittene Delikatesse
„Stopfleber“ handelt, möglicherweise auch noch angewidert. Wer aber von
Labskaus erzählt, hat die Sympathien auf seiner Seite. Das ist was Einfaches
und Billiges. Wer von Labskaus erzählt, will gewiss nicht angeben. Das kommt
an.
Wenn ich es mir genau überlege, lässt sich der Erfolg von
Labskaus an einem anschaulichen Beispiel erklären: Labskaus ist der Franck
Ribery der norddeutschen Küche!
Zunächst einmal bitte ich darum, Herrn Ribery
in diesem Zusammenhang nicht als Spieler einer süddeutschen Fußballmannschaft
zu betrachten, sondern mehr als französischen Ausnahmeathleten. Passt ja auch
gerade so schön zum 50. Jubiläum des Elysée-Vertrags.
Wenn wir nun beides gegenüberstellen, sind die Gemeinsamkeiten
nahezu erschreckend: Labskaus ist in der Herstellung sehr günstig, Franck
Ribery war in der Herstellung ebenfalls sehr erschwinglich (selbst wenn man die
Anmietung eines Hotelzimmers und das geplatzte Kondom als Kosten verbuchen
würde…wenn es denn überhaupt so geschehen ist). In der Optik tun sich beide
nichts, da kann man getrost ein „mangelhaft“ vergeben. Wenn Aufmachung und
„Beilagen“ stimmig sind, schaffen es beide vielleicht zu einem „ausreichend“.
Die Effizienz bzw. Erfolgsquote ist dann bei beiden extrem gut. Labskaus
sättigt ohne Ende (was für ein Essen sicherlich eine der Hauptaufgaben ist) und
Ribery hat für gewöhnlich eine äußerst gute Lauf-, Pass- und Torquote (was
wiederum einige der Hauptaufgaben eines Mittelfeldspielers sind). Und dann
gibt es natürlich noch das ebenso wichtige Kriterium „Geschmack“. Beim Labskaus
ohne Zweifel mehr als erfüllt (oder auch 1 Plus mit Sternchen), bei Franck
Ribery…nun ja, da müsste man genau genommen wohl eher seine Ehefrau oder
wahlweise irgendeine minderjährige Prostituierte befragen.
Zu guter Letzt möchte ich noch auf folgenden,
außergewöhnlichen Zufall hinweisen: Ribery hatte seinen ersten Einsatz für die
französische Nationalmannschaft am 27.05.2006 in einem Testspiel gegen Mexiko.
Somit war das erste große Turnier für den Franzosen die
Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Sein allererstes Tor für die „Équipe
Tricolore“ erzielte er dann in der Achtelfinalpartie dieses Turniers gegen
Spanien (Endstand 3:1 für Frankreich). Diese Partie fand am 27.06.2006 in
Hannover statt. Diese Stadt ist in Deutschland überwiegend bekannt für ihren
Bundesligaclub Hannover 96 (wofür auch sonst?). Was viele vielleicht nicht
wissen: der offizielle Name dieser Mannschaft lautet „Hannoversche Sportverein
(HSV) von 1896 e.V.“. Aufgrund dieses offiziellen Titels bzw. der Abkürzung
bezeichnet man Hannover 96 auch gerne als „kleinen HSV“. Außerdem besteht aus
eben diesem Grunde eine Fanfreundschaft mit dem „großen HSV“, also dem einzig
wahren HSV…dem Hamburger SV…aus Hamburg…LABSKAUS! Beweisführung abgeschlossen.
In diesem Sinne: Bon appétit!
Labskaus essen als Dschungel-Prüfung!
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