Uwe Seeler. Kaum ein anderer Name ist so eng mit Hamburg verbunden. Von 1953 bis 1972 kickte er aktiv im Dress des Hamburger SV. Von 1954 bis 1970 war er zudem Stammspieler der deutschen Nationalmannschaft. Jahrelang galt er als einer der besten Mittelstürmer der Welt.
Neben vielen sportlichen Erfolgen, beispielsweise Deutscher Meister 1960 und DFB-Pokal Sieger 1963, hat "Uns Uwe" noch etliche andere Titel inne: Bundesverdienstkreuz (1970 als erster Sportler), Bambi 1971, Ehrenspielführer der Nationalmannschaft (1972), Ehren-Schleusenwärter in Hamburg (1982), Ehrenbürger der Hansestadt Hamburg (2003), Ehrenkommissar der Polizei Hamburg (2006) und Ehrenkapitän der Rickmer Rickmers (2008).Über Sinn und Unsinn dieser Auszeichnungen darf man sich vielleicht streiten, aber dennoch hat er sie alle verdient. Meinetwegen hätten sie ihn auch noch zum Ehren-Chirurgen im UKE, Ehren-Marktschreier auf dem Fischmarkt und Franzbrötchen ehrenhalber ernennen dürfen. Jahrelang hielt er seiner Geburts- und Heimatstadt die Treue, trotz lukrativer Angebote aus dem Ausland und auch trotz zwischenzeitlich ausbleibender sportlicher Erfolge.
Und jetzt, wir schreiben das Jahr 2013, liest man wieder allerorts den Namen Seeler in Verbindung mit dem HSV. Um einen auslaufenden Vertrag geht es dabei. Und um mögliche Transfergespräche. Wie das, fragt sich der aufmerksame Leser zu Recht. Ist es wirklich schon so schlimm um den HSV bestellt, dass man nun auch schon die Alten und Schwachen rekrutiert? Historisch betrachtet ein deutliches Zeichen für das nahende Ende. Ist man auch schon an Jacobs, Kaltz und Magath dran? Und wäre Magath dann Spieler, Trainer, Manager oder Präsident? Oder alles zusammen?
Nein, keine Sorge. Es geht dabei natürlich nicht um "Uns Uwe" selbst, sondern um einen seiner Nachkommen. Sein 16jähriger Enkel gilt als Supertalent. Seit zwei Jahren schon spielt er für die deutschen Juniorenteams, aktuell in der U17-Nationalmannschaft. Außerdem ist er -natürlich- beim HSV unter Vertrag, spielt dort für die U19-Mannschaft. Ab Sommer 2013 soll er zu den Profis aufrücken. Einziges Problem: sein Vertrag bei den "Rothosen" läuft zum 30.06.2013 aus.
Wer nun meint, dass in diesem Fall die Unterschrift unter dem neuen Vertrag ja wohl reine Formsache sei, der vergisst offenbar, dass es in Deutschland einen Verein gibt, der gerne bei der Konkurrenz wildert: der FC Bayern München.
Ausgerechnet die Bayern. Die Truppe, die bereits bekennende Bayern-Hasser, wie zuletzt Manuel Neuer, bekehren konnten. Die Truppe, die nur mal kurz leichtes Interesse bekunden muss, um junge Spieler mehr zu verwirren als es Megan Fox im Bikini oder ein lebenslanges, freies Abo von Sony auf alle Playstation-Spiele schaffen könnte.
Und das regierende Dreigestirn beim FCB galt doch bislang eigentlich immer als heimlicher HSV-Fan. Uli Hoeneß erklärte jüngst den HSV, aufgrund der gegebenen Voraussetzungen, zum einzig möglichen, langfristigen Bayern-Konkurrenten. Franz "Der Kaiser" Beckenbauer hat selbst einmal für den HSV gespielt. Und Karl-Heinz Rummenigge...na ja, dessen Meinung interessiert ja eh nie.
Folglich muss wohl der Neue im Bunde, Matthias Sammer, dahinter stecken. Gab da ja auch so ein paar Differenzen im Zuge der letzten Suche nach einem HSV-Sportchef...leidiges Thema.
Worauf will ich eigentlich hinaus? Ich will an die Ehre und Ethik aller Beteiligten appellieren. Uwe Seeler ist, wie eingangs dargestellt, eine Hamburger Institution, ein lebendes Denkmal, ein Idol. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten: Uwe Seeler ist HSV!
Und nun erscheint sein Enkel auf der Bühne. Sein erster, männlicher Nachkomme (Uwe selbst hat drei Töchter). Und wie es der Zufall oder Mutter Natur oder möglicherweise Gott selbst so will, ist auch dieser Enkel ein hoffnungsvolles Fußballtalent.
Also bitte, es liegt doch nahezu auf der Hand, diese einmalige Möglichkeit zu nutzen und eine Geschichte "wie sie nur der Fußball schreiben kann" (gedanklich werfe ich gerade 3,- EUR in´s Phrasenschwein) zu ermöglichen. Aber nein, die Bayern nerven wieder rum.
Ok, sollte der lütte Spross keine Lust auf den HSV haben, ist das natürlich was anderes. Zu seinem Glück soll ja niemand gezwungen werden. Aber ein aktives Buhlen und Abwerben halte ich in diesem Fall für unangebracht und piätetlos. Da reicht auch ne einfache SMS à la: "Wenn Du willst, wir nehmen Dich auf. LG, Uli"
Ach eines noch: wer jetzt argumentiert, dass es doch auch toll wäre, wenn demnächst wieder der Name "Seeler" im Volksparkstadion (a.k.a. Imtech-Arena) gebrüllt werden würde, beispielsweise bei der Mannschaftsaufstellung, einer Einwechslung oder sogar einem Torerfolg, den muss ich schon jetzt enttäuschen: Uwes Enkel heißt Levin Öztunali.
Türkischer Vater. Doppelte Staatsbürgerschaft. Sollte nun übrigens Angst aufkommen, dass es in Sachen Nationalmannschaft irgendwann zu Problemen kommen könnte (siehe Beispiel Özil), dann kann ich für Entwarnung sorgen. Denn die Türken wissen offenbar, was sich gehört. So wurde Erdal Keser, Chefscout der Türkei in Deutschland, mit folgenden Worten auf mopo.de zitiert: "Ich würde den Enkel von einem Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft nie fragen, ob er sich für ein anderes Land entscheiden wolle. Das ist auch eine Frage der Ethik.“
Mindestens einer versteht mich.
Am linken Bildrand...ist das etwa Jörg Wontorra, die alte Granate ?
AntwortenLöschenIst mir gar nicht aufgefallen. Ich glaube, das Bild stammt aus den 60er-Jahren, da war Wonti (*1948) noch zu jung. So richtig angefangen als Sportjournalist hat auch er erst 1982, da war Uwe ja schon "Rentner".
LöschenAußerdem würde es mich wundern, wenn der olle Werder-Fan mit dem HSV feiern würde :-)
Aber die Ähnlichkeit ist in der Tat verblüffend...
Siehste, die Türken wissen was sich gehört und gehen mit Anstand an so eine Sache ran.
AntwortenLöschenGanz im Gegensatz zu den anderen Südeuropäern nördlich der Alpen ;-))
Mein Reden! Ich bin auch dafür, dass wir besagte "Südeuropäer" aus der EU rauswerfen (dann wären sie auch nicht mehr in der Bundesliga) und dafür die Türken aufnehmen ;-)
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