Ein Blog aus Hamburg über Hamburg. Eine humorvolle Betrachtung des alltäglichen Treibens. Es geht um die Menschen und die Ereignisse in der Hansestadt. Die komischen Menschen und die komischen Ereignisse. Kleine Ereignisse in der großen Stadt. Leise Töne in einer lauten Umgebung. Amüsant, unterhaltend, manchmal wirr. Eben 'Tüdelkram from Hamburg'.



12. Januar 2013

The winner is - Der andere Jahresrückblick

Das Jahr 2012 liegt noch gar nicht lange zurück und ich möchte einen allerletzten Beitrag dazu leisten: die Wahl zum "HVV User des Jahres", also meinem persönlichen Liebling aus dem Bereich "Nutzer von Öffentlichen Verkehrsmitteln in Hamburg".



Gleich vorab an alle Feministinnen: ich gebrauche hierfür ausschließlich die männliche Form, da in der Tat überwiegend die Herren der Schöpfung in den gleich folgenden Kategorien auffällig geworden sind. Gleichwohl möchte ich anmerken, dass dann und wann auch Damen in gleicher Weise mein besonderes Ärgernis hervorgerufen haben.

Platz 3 - der "Erst-Ein-Dann-Aussteiger": zielstrebig positioniert sich diese Gattung Mitfahrer bereits bei Einfahrt des Busses oder der Bahn an eben jener Stelle, wo sich nur Sekunden später die Türen öffnen sollen. Je nach Lust und Laune oder aber möglicherweise je nach Aussehen und Körperlichkeit des sich gegenüber befindlichen Aussteigers, lässt unser ungeduldiger Einsteiger evtl. ein oder gar zwei Personen aussteigen. Dann aber, als habe er bereits stundenlang gewartet, stürmt er entnervt in das Gefährt und lässt den noch folgenden Aussteigern, vorzugsweise ältere Damen, Kinder oder auch beides auf einmal, keine Chance. Dass in Folge dessen der gesamte Ein- und Aussteigevorgang durcheinander gerät und somit Verzögerungen entstehen, stört ihn natürlich nicht. Sehr seltsam eigentlich, wo er es doch offenbar so eilig hat.

Platz 2 - der "An-Die-Haltestange-Lehner": wer vorzugsweise nach 22 Uhr oder an lauschigen Sonntagnachmittagen die U-Bahnen unserer Hansestadt benutzt, kennt sie möglicherweise gar nicht: die Haltestange! Insbesondere aber bei der morgendlichen Fahrt zur Arbeit ist der leicht schläfrige Fahrgast mehr als dankbar für dieses schlichte Stück Metall, das ihn bei der Anfahrt oder dem Bremsen im wahrsten Sinne "in der Bahn hält" und eben nicht in die dichtgedrängte Menschenmenge plumpsen lässt. Im Idealfall und je nach Körperumfang der Beteiligten finden gut und gerne fünf oder sechs Personen einen sicheren Halt an eben beschriebener Einrichtung. Es sei denn, dass ein...wie sagt man...ah ja: egoistisches Arschloch die komplette Greiffläche mit seinem mehr oder weniger hübschen Körper komplett in Anspruch nimmt. Man muss diesem Menschen natürlich zu Gute halten, dass diese Art des Reisens mächtig lässig aussieht. Aber ist das der wahre Hintergrund? Oder sind es hygienische Gründe, also möglichst die verunreinigte Stange nicht mit der nackten Hand zu berühren? Da frage ich mich dann doch, was diese Menschen für gewöhnlich unmittelbar nach dem Aussteigen aus der Bahn mit ihren Händen anstellen. Also gerade morgens um 8 oder 9 Uhr kann man doch erwarten, dass diese Leute auf direktem Wege ins Büro marschieren und dort dann gerne als erstes die sanitären Einrichtungen aufsuchen könnten und sich eben nicht zuvor aus unerfindlichen Gründen mit der "verseuchten" Hand am ganzen Körper streicheln oder aber diese womöglich in Körperöffnungen wie z.B. den Mund stecken, oder was?!?

Und nun bitte Trommelwirbel für Platz 1 - der "Beim-Einsteigen-Vordrängler" (im Folgenden "Drängler" genannt): die Verwechslungsgefahr mit dem "Erst-Ein-Dann-Aussteiger" (im Folgenden "Einsteiger" genannt) ist naheliegend, dennoch gibt es deutliche Unterschiede. Der "Einsteiger" scheint seine Tat bereits von langer Hand geplant zu haben: er weiß im Voraus, auf welcher Höhe in etwa die Einstiegsmöglichkeiten zu erwarten sind und befindet sich bereits frühzeitig in den Startlöchern. Der "Drängler" hingegen legt eine weitaus schlimmere Charaktereigenschaft an den Tag: Gleichgültigkeit! Selbst für einen von Wölfen großgezogenen Menschen ist klar ersichtlich, dass sich die wartende Menge am Bahnsteig zu einer spontanen Warteschlange aufgereit hat. Sobald alle wechselwilligen Fahrgäste das Gefährt verlassen haben, wird in eben dieser Reihenfolge der Einsteigeprozess gestartet und normalerweise auch beendet. Dann jedoch, aus dem Hinterhalt, kommt er angerast. Mit der Ungeduld eines "Einsteigers" pfeift er, sofern er sie überhaupt bemerkt, auf die sich ihm darbietende, soziale Ordnung und stürmt ohne Rücksicht auf die ihm eigentlich zugedachte Position (nämlich ganz hinten!) an allen vorbei in die Bahn. Warum? Sicherlich nur, um sich einen der limitierten und daher begehrten Sitzplätze zu sichern. Aufgrund seines sportlichen Einsatzes, der zur Erreichung dieses Zieles nötig ist, merkt man dabei aber schnell, dass er einer der Letzten ist (schon wieder!), der diesen Sitzplatz überhaupt nötig hat. An seiner statt stehen sich daher nun ein älterer Herr oder eine nette Omi, die aufgrund von Altersteilzeit, Arztbesuch oder purer Langeweile ebenfalls um diese Uhrzeit mit der Bahn fahren müssen, die Beine in den Bauch. Und unser Sprinter des Jahres pupst vergnügt in den gerade frischbezogenen U-Bahn-Sitz.

Zum Schluss noch ein genereller Tipp insbesondere für U-Bahn-Fahrer: reden sie niemals (und schon gar nicht laut) schlecht über die Stadt oder aber auch (Fußball-)Vereine aus der Stadt, in der sie gerade mit der Bahn unterwegs sind. Glauben Sie mir: die Wahrscheinlichkeit, dass der überwiegende Teil der anderen Fahrgäste in eben dieser Stadt wohnt und Ihre Meinung aller Voraussicht nach nicht teilen wird, ist extrem hoch !!!

2 Kommentare:

  1. Auch ein leidiges Thema hier in der kleinen Schweiz. Als Vorbild zum Thema "Effektiv ein- und aussteigen" sollte z.B. die Mega-Stadt Tokyo sein. Obwohl dort viel mehr Leute die U-Bahn benutzen als in der kleineren "Weltstadt" Hamburg. Rücksichtsnahme, Disziplin und Höflichkeit sind nur einge Schlagworte. Habe auch gelesen, einige Experten empfehlen dass man die Abstände zwischen den Türen möglichst gering halten sollte. Darüber hinaus sollte die eine Seite, wenn die Bahn anhält, ausschliesslich für das Aussteigen der Passagiere verwenden und nach ein paar Sekunden öffnet sich die Türe auf der gegenüberliegenden Seite, wo dort schon die Passagiere gierig auf das Einsteigen warten Zumindest so entgeht man einem Ellbogencheck ;)

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    1. Das mit den gegenüberliegenden Ein- und Aussteigeseiten ist in der Tat eine sinnvolle Maßnahme. Würde für Hamburg aber natürlich einige Umbaumaßnahmen (=Kosten) an den Haltestellen verursachen und vermutlich, wie Du schon selber schreibst, ist der Standort Hamburg für solche Maßnahmen (noch) zu klein. Aber generell ´ne Weltidee!

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